Die Königin der Lüfte
Liebe Leser, kurz vor Fertigstellung meines Artikels ist leider mein Computer abgestürzt und alles war weg. Deshalb musste ich mir einen neuen anschaffen.
Da ich schon im Januar damit beginne, hätte ich es niemals bis zum Abgabetermin geschafft, alles neu zu schreiben, aber um euch nicht zu enttäuschen, habe ich mir gedacht, ich schreibe kurz zwei Beobachtungen von den größten Greifvögeln, die es in Deutschland gibt. Es handelt sich um den Seeadler und den Steinadler. Beginnen möchte ich mit dem Seeadler, der schon seit Jahren in unseren Wäldern an einem geheimen Ort erfolgreich brütet. Manchmal sind es sogar drei Jungvögel, die sie mit Bravour großziehen, was einer Sensation gleichkommt. Der riesige Adler mit seinen brettartigen Flügeln hat eine Spannweite von 2-2,45 m, damit übertrifft er sogar den König der Lüfte, den Steinadler, dazu aber später.
Das Gewicht kann 3,1-7kg betragen, männlich/weiblich. Die Männchen werden in der Falknersprache auch Terzel genannt, Sie sind, wie bei allen Greifvögeln in etwa ein Drittel kleiner. Der Seeadler ist somit der größte Vertreter der Greifvögel und hat eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren. Er war vom Aussterben bedroht, doch von einigen Falknern wurde 1921 die Falknerei mit der Gründung des Deut- schen Falkenordens (DFO) neu belebt. Die Gründungstagung fand am 26./27. Mai 1923 in Leipzig statt, es ist der weltweit älteste noch bestehende Falknerverband. Aber jetzt widme ich mich wieder dem Seeadler. Die Balz beginnt schon im Januar mit der Eiablage, die Ende Februar bis Mitte März endet. Die Brutdauer beträgt ca. 38 Tage und das Weibchen beginnt direkt nach der Ablage des ersten Eies mit der Brut. Die meiste Zeit brütet das Weibchen, doch gelegentlich wird es vom Männchen ablöst. Die Jungvögel sind nach rund 75 Tagen schon Ästlin- ge und nach 80 bis 90 Tagen können sie kurze Strecken fliegen. Während der Brut dürfen sie nicht gestört wer- den. Wir Ornithologen meiden zu die- ser Zeit eine Horst-Kontrolle, erst nach dem Schlupf kontrollieren wir wieder, aber nicht jeden Tag, sondern nur ein- mal pro Monat. Wir bekommen durch das laute Rufen der Altvögel mit, dass die Jungen geschlüpft sind, denn sie sind, genau wie wir Menschen, mäch- tig Stolz auf ihren Nachwuchs. Es ist schon imposant und immer wieder schön anzusehen, wie die Jungvögel ihre ersten Flugversuche machen und die Altvögel sitzen versteckt in den Baumwipfeln und passen auf sie auf. Denn sobald Gefahr in Verzug ist, sind sie am Start.
Jetzt möchte ich auf den Steinadler eingehen, der mein Favorit ist, allein schon seine Rufe sind für mich einzigartig. Das Schönste, was ich je erleben durfte, war die Reise eines Steinadlers durch Europa, die ich mit meinen Kollegen unternommen habe.
Begonnen haben wir am Donaudelta, welches sich im Südosten Rumäniens befindet und grenzt im Südwesten an das Dobrudscha-Hochland, im Norden an die Ukraine und im Osten ans Schwarze Meer. Gemeinsam mit dem Razim-Sinoie-Lagunenkomplex umfasst es eine Fläche von ca. 5000 qkm, 730km gehören aber der Ukraine an. Der Steinadler beginnt mit seiner Balz im Winter, im Prachtkleid, Man sieht sie dann häufig zusammen auf ihrem Ansitzen, indem sie stundenlang ihr Gefieder putzen. Die Paarbildung erfolgt von Mitte Januar bis Mitte März. Dann legt das Weibchen im März bis April ein bis drei Eier. Drei Eier sind aber selten, meistens sind es zwei. Nach ca. sechs bis sieben Wochen erblicken die Jungen im weißen Dunenkleid das Licht der Welt. Für die Brutpflege ist größtenteils das Weibchen zuständig, während der Terzel die Beute besorgt. Leider sind sie auch sehr egoistisch, denn, wie schon erwähnt, schlüpfen nur zwei Junge. Was aber leider keine Seltenheit ist, verdrängt der Erstgebo- rene sein Geschwisterchen und wirft es aus dem Horst, die Altvögel sehen dabei tatenlos zu. Mein Kollege, der auch Beringer ist, hat eine Telemetrie angebracht, da man die Vögel genau orten kann. Dies dürfen nur wenige, da man eine besonders spezielle Prü- fung bestehen muss. Er darf alles be- ringen und wird von Bayern finanziell unterstützt. Er reist sogar den Vögeln viele tausend Kilometer hinterher, allerdings keine 1.000.000 km, wie un- sere ja so gescheite Außenministerin A. Baerb. wissen müsste. Denn der Äquator hat nur einen Umfang von ca. 40.000 km, aber unsere Regierung besteht ja momentan aus sehr klugen Politikern. Aber Schluss mit der Politik, hier geht es um den Artenschutz. Dann fuhr ich erst mal nach Hause, da ich mich um meine Vogelpflegestation kümmern musste, blieb aber immer mit meinen Kollegen in Verbindung. Leider ist das Befürchtete eingetroffen, es blieb nur ein Jungvogel übrig. Als sie dann in Richtung Alpen flogen, wurde ich informiert, denn dann soll- te eine abenteuerliche Reise beginnen. Die Altvögel waren immer dabei und ließen ihren Sprössling nicht mehr aus den Augen. Dank des Senders konn- te mein Kollege alles verfolgen. An der HEM-Tankstelle war Treffpunkt, dann ging es weiter Richtung Norden. Ich fuhr natürlich mit meiner gelieb- ten Harley Davidson. Über Hamburg, Flensburg ging es dann weiter nach Hirtshals (Dänemark), das ist der zweitgrößte Fischereihafen aber auch ein Fährhafen, von wo aus man den hohen Norden erreichen kann, also das ganze Europäische Nordmeer,
aber auch das Nordpolarmeer. Die Adler flogen die Westküste entlang. Nur gut, dass da fast parallel eine Straße verläuft. Manchmal mussten wir aber auch durch die vielen Fjorde eine Fäh- re benutzen. In Stavanger machten sie eine längere Rast, und wir konnten sie beobachten, dann änderten sie ihre Route und flogen Richtung Lilleham- mer. Von dort ging es aber wieder gen Küste. Wir fuhren entlang der Har- dangervidda, ein Plateaufjell, und sie ist die größte Hochebene Europas. Weiter zogen sie dann nach Bergen wieder Richtung Westküste. In Trond- heim machten sie erneut einen längeren Stopp. Weiter ging es, ihr nächstes Ziel war Bode. Wir fuhren durch einige sehr schöne Städte Norwegens, un- ter anderem passierten wir Mo I Rana und Fauske, dann kam auch schon Bode, wo sie einen Tag verweilten. Dann zogen sie weiter über Narvik nach Tromsö, ungefähr 232 kam. Das ging es recht schnell, da so weit oben wenig Verkehr ist. Am Nachmittag war Ankunft, dort wurde übernachtet, was unsere gefiederten Freunde auch
taten. Da Samstag war, kam uns das gerade recht und dank des Senders gab es keinen Grund zur Sorge. Tromsö ist eine sehr schöne Hafenstadt, auch die Schiffe der Hurtigruten legen dort an. Sehr sehenswert ist die Eismeerkathe- drale, die nachts wunderschön angestrahlt wird.
Am nächsten Morgen ging es weiter nach Alta. Die Vögel waren uns schon voraus, aber dank des Senders wuss- ten wir ihre Richtung, die sie flogen. Diesmal war es nach Hammerfest, ge- rade einmal 140 km. Mann sagt auch, sie sei die nördlichste der Welt, ihre nördliche Breite beträgt 70,7 Grad, sie liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Teile Sibiriens und Alaskas. Sie ist eine idyllische Stadt, besonders schön ist der Hafen mit seinen unzähligen kleinen Fischerbooten, aber auch die großen Luxusliner, die zum Nordkap fahren, legen hier an. Ab oberhalb des Polarkreises ist Vorsicht geboten, denn da beginnen die Rentierzucht- Gebiete. Unsere Vögel schlugen die Richtung zum Nordkap ein, dachten wir zumindest, es lagen also noch et
was über 200 km vor uns. Aber dann, kurz nach Honnigsvag, änderten sie urplötzlich ihre Route nach Gjesvaer, einer Kleinstadt direkt am Atlantik. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön die Landschaft dort ist. Wenn dann auch noch das Wetter passt und man mit den Bikes unterwegs ist, be- kommt man das mit. Denn unsere Maschinen rollten durch unendliches Land, doch wir mussten leider wieder zurück. Der Regen peitschte uns zwar manchmal ins Gesicht, aber die Son- ne heizte unsere Jacken wieder auf. Vergessen werden wir auch niemals den Meeresgeruch und überall am Wegesrand standen Pilze, das inter- essiert die Menschen dort aber nicht. Sie sind sehr genügsam und nehmen nur das, was sie zum Leben brauchen. Sie wissen, die Natur noch zu achten und schätzen, da könnten wir uns mal ein Beispiel daran nehmen!!! Als wir in dem kleinen Dorf mit 130 Einwohnern ankamen (einst 350), wurden wir sofort freundlich begrüßt und mit Fragen durchlöchert. Als wir unsere Vögel beschrieben, sagten sie uns, ihr müsst unbedingt die Insel ansehen, in diese Richtung sind auch unsere Adler geflogen, was der Sender bestätigte. Mit einem Kutter brachten sie uns auf die Insel, was eigentlich nur wenige dürfen, aber wir hatten ja all unsere Dokumente dabei. Was wir da zu se- hen bekamen, machte uns im wahrsten Sinne sprachlos, wir konnten es nicht fassen, was wir da sahen. Es begann mit Robben, aber auch zwei Wale, es folgten Papageientaucher, unsere Ad- ler sowie auch Seeadler und Weißkopf- seeadler und angeblich die weltweit größte Kolonie von Basstölpeln.
Da uns alles bis dahin geglückt war, beschlossen wir kurzerhand, noch das Schauspiel der Sommersonnenwen- de am Nordkap anzusehen. Dies war wieder ein Highlight. Eine Menschen- menge war am Feiern. Da die Sonne ab dem Polarkreis nicht untergeht, war esntaghell. Mit dem Schlafen haben wir uns schwer getan, waren sogar nachts noch Angeln, was dort kein Thema ist. Daran könnte sich Deutschland mit seinen Vorschriften ein Beispiel neh- men. Wir durften sogar kostenlos die Boote der Einheimischen nutzen. Aber irgendwann kam der Tag der Heimrei- se. Entschlossen haben wir uns dann, über Finnland zu fahren, denn da sind die Straßen relativ gerade und man kommt gut voran. Allerdings ist auch hier auf die Rentiere zu achten, denn oberhalb des Polarkreises ist in Skan- dinavien Rentierzuchtgebiet, aber es wird überall mit Schildern darauf auf- merksam gemacht.
Dann haben uns die Ureinwohner von Lappland eingeladen, die Sami, früher wurden sie auch „Lappen“ genannt, daher stammt auch die Bezeichnung Lappland. Sie sind ein sehr gast- freundliches Völkchen und haben uns erst mal trockene Sachen gegeben, da wir total durchnässt waren. Die Sachen stellten sie vom Rentier und Elch- leder her, sie waren unwahrscheinlich warm, besonders die Motorradhand- schuhe. Sie ließen absolut kein Wasser durch, die Sachen durften wir behal- ten. Es war ein Geschenk von ihnen. Weiter ging die Heimreise über Rova- niemi, das liegt am Finnischen Polar- kreis und ist die Hauptstadt Lapplands. Dann fuhren wir über Schweden vor- bei an der Stadt Lulea. Und weiter ging es entlang des Finischen Meerbusens, aber auf schwedischer Seite. Dort gibt es auch malerische Städte wie Umea, Sundsval, Uppsala. In Stockholm wur- de übernachtet. Am nächsten Morgen ging es weiter über Norrköping, Jön- köping, Helsingborg, bis wir dann Malmö erreichten. Von da aus fuhr die Nachtfähre nach Rostock, welche am nächsten Morgen dort anlegte. Dann fuhr jeder seinen eigenen Weg nach Hause. Es war für mich bis jetzt die schönste ornithologische Reise, welche aber auch zum Teil anstrengend war, denn etwas über 8000 km müssen erst mal gefahren werden..
Fazit:
Ich kann nur an die Vernunft der Menschheit appellieren, dass nicht jeder Baum aus purer Geldgier gefällt wird, zum Teil auch über hundert Jahre alte gesunde Bäume. Auch die Käferbäume, wo er schon ausgeflogen ist, könnte man stehen lassen. Denn der Bestand aller Vogelarten nimmt dra- matisch ab, jedes Jahr sterben bis zu fünfzig Arten und mehr aus. Denkt mal an eure Kinder und Kindeskinder !!! Ich werde mich dazu aber nicht weiter äußern. Denn manchmal ist die Wahrheit doch recht abenteuerlich, ruhiger lebt der noch, der sie schön für sich behält.
Traurig ist auch, wenn man mir nicht glaubt und mich erst sucht, wenn man braucht…
Also, denkt mal alle in Ruhe darüber nach und handelt dementsprechend. Denn wie unser kluger Dichter Hein- rich Heine schon sagte: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.“
Jeder kann einen kleinen Teil dazu beitragen.
In diesem Sinne wünsche ich allen gesegnete und fröhliche Weihnachten so- wie einen guten und gesunden Rutsch ins neue Jahr!
Jens Neumeister, Zollgrün
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